Trinkkultur rund ums Bier

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Prost!
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Zum Wohle!
In Bayern ist es Tradition, den Bierkrug nach dem Anstoßen kurz auf den Tisch zu stellen, bevor man daraus trinkt. Eine eindeutige Erklärung für diesen Brauch gibt es laut Marc-Oliver Huhnholz vom Deutschen Brauerbund nicht, jedoch mehrere mögliche Deutungen:
  • Symbolische Erklärung: Das Absetzen kann als Möglichkeit dienen, ein unfreiwilliges Anstoßen – etwa mit einer Person, mit der man im Streit liegt – nachträglich „aufzuheben“.
  • Sozialer Aspekt: Durch das Absetzen wird auch den weiter entfernten Gästen symbolisch zuprostet.
  • Pragmatische Gründe: Man kann übergeschwapptes Bier abstreifen oder den Zinndeckel öffnen.
  • Historischer Bezug: Möglicherweise stammt der Brauch aus der Seefahrt, wo das Absetzen ein Gedenken an ertrunkene Kameraden war.
  • Humorvolle Deutungen: Es bietet schwachen Trinkern eine kurze Pause und Skeptikern die Möglichkeit zu prüfen, ob alle wirklich trinken.
Das Anstoßen selbst geht auf das Mittelalter zurück, als man Krüge so heftig aneinanderstieß, dass Bier überschwappte – als Zeichen gegenseitigen Vertrauens, dass niemand den anderen vergiften wollte.
Brausilvester:
Das Brauerjahr endet traditionell am 30. September. Dieser Brauch stammt aus dem Mittelalter, als zwischen 23. April (Georgi) und 29. September (Michaeli) wegen der Sommerhitze kein Bier gebraut werden durfte – Kühlmöglichkeiten gab es damals noch nicht. Ab Oktober begann die neue Brausaison mit den frischen Ernteerträgen (Hopfen und Getreide). Das Ende des Braujahres wurde mit dem Brausilvester gefeiert, einer Art Neujahrsfest der Brauer. Dabei wurde auch vom Sommer- zum Winterbier gewechselt. Heute greifen viele Brauereien diese Tradition wieder auf, um Ende September ein erfolgreiches Jahr und die bayerische Bierkultur zu feiern. Bei manchen Brauereien dauert das Geschäftsjahr noch immer vom 1. Oktober bis 30. September.
Stärkantrinken:
Dieser fränkische Neujahrsbrauch findet am Vorabend des 6. Januar statt, der früher als Beginn des neuen Jahres galt. Man trinkt sich dabei „Stärk’“ – also Kraft und Gesundheit – für das neue Jahr an. Um für alle zwölf Monate gewappnet zu sein, sollte man zwölf Seidla Bockbier trinken. Der Brauch geht auf vorchristliche Raunächte zurück, in denen man durch Lärm, Rauch und Trinken böse Geister vertreiben wollte. Früher feierte man ausgelassen in Gasthäusern oder zu Hause, und alle – Männer, Frauen, Dienstboten und sogar Kinder (mit Dessertwein) – durften mittrinken. Heute wird der Brauch besonders in Oberfranken gepflegt, z. B. vom Kellerbergverein in Höchstadt.
Prosit:
Der Ausdruck stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Es möge nützen“. In eingedeutschter Form („Prost“) ist er ein Trinkspruch, mit dem man beim Anstoßen das Wohl anderer wünscht.
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Jahreswechsel
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